Nachdem ich seit Wochen regelmäßig auf Facebook Videos von Leuten geschickt bekomme, die sich einer operativen Magenverkleinerung unterzogen haben und jetzt ein sooo tolles Leben haben, würde ich gerne mal eure Meinungen zu dem Thema wissen.
Ich persönlich halte von solchen OP's mal gar nichts - oder allenfalls als allerletzte Maßnahme, wenn man bereits gesundheitliche Probleme hat und wirklich keine Diät schafft. Aber selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob es langfristig nicht doch mehr schadet als nützt. Immerhin wird man nie wieder normal essen können...
Natürlich freue mich für jeden, der es geschafft hat, seinem (in solchen Fällen doch recht enormen) Übergewicht beizukommen und endlich "normalfigürig" durch's Leben wandern kann. Aber ist der Preis nicht zu hoch? Nie wieder richtig essen zu können- ein Leben lang nur Mini-Portionen und immer die Gefahr, dass das Essen wieder "zurückkommt", sollte man nue ein bissel zuviel gegessen haben ... Abgesehen von den besagten Videos, in denen natürlich alle voll happy sind und unserer Prominenz (die selbstverständlich gleich das passende Kleingeld für die durch den rasanten Gewichtsverlust notwendigen Hautstraffungs-Op's haben), kennen ich bisher nur 2 Leute, die das haben machen lassen. Nummer 1 wiegt immer noch stolze 95 kg, was ich jetzt nicht als so durchschlagenden Erfolg bezeichnen würde, aber in dem Fall könnte es auch an der Medikation wegen anderer Krankheiten liegen, dass das Gewicht nicht so ganz runter will. Nummer 2 hat deutlich Gewicht verloren (ist aber auch noch nicht wirklich schlank zu nennen), hat dafür aber sehr häufig Probleme mit Erbrechen nach den Mahlzeiten. Angeblich ist etwas nicht ganz richtig gelaufen bei der OP und es wäre eine weitere OP nötig, um das Problem zu beheben. Aber wegen der Corona-Krise werden bei uns im Krankenhaus schon seit Monaten nur noch dringend medizinscih notwendige Operationen durchgeführt - und da gehört besagte Person mit ihrem Problem leider nicht dazu ...
Auch frage ich mich, ob jemand weiß, seit wann es überhaupt Magenverkleinerungen gibt? Ich habe versucht im Netz darüber zu recherieren, weil mich einfach die "Langzeiterfahrungen" interessieren würden, aber ich habe dazu absolut nix finden können...
"Ich habe eben Liegestütze probiert. Das mit dem Liegen klappt schon ganz prima!"
Vorweg: Ich finde die Koppelung von "neuer Trend" im Zusammenhang mit Magen-OPs nicht wirklich passend (auch wenn der Begriff in Anführungszeichen gesetzt wurde). Denn die meisten, die sich sich einer solchen OP unterziehen, werden das kaum aus "Trend"-Gründen durchführen lassen, sondern aus schierer Ausweglosigkeit, das Problem des Übergewichts in den Griff zu bekommen.
Ich steh dem Thema gegenüber gespalten da. Ich kann es auf jeden Fall verstehen, wenn jemand mit hohem Übergewicht (so wie ich z.B.) sich das überlegt - ich sprech hier von Menschen mit einem BMI von über 40. Wenn man lang und of genug versucht hat abzunehmen und es nicht schafft, dann ist das auf jeden Fall eine Option.
Denn zu hohes Übergewicht bringt früher oder später langfristige Schäden mit sich - u.a. Diabetes, Bluthochdruck, gestörter Fettstoffwechsel, nicht alkoholische Fettleber, mangelnde Mobilität etc. Dadurch können dann Nierenprobleme, daraus resultierende Dialyse, Herzinfarkt oder Schlaganfälle entstehen. Das sind auch keine prickelnde Aussichten.
Ich selbst lese schon lang in einem Adipositas-Forum mit, in dem überwiegend Operierte schreiben, weil ich mir darüber auch schon Gedanken gemacht habe. Für mich ist es aktuell keine Option, aber definitiv ausschließen würde ich es für mich jedenfalls nicht. Die Informationen und Erfahrungen dort sind jedenfalls sehr nah am Leben (positive wie negative) und manches, was man so in den Medien liest und hört wird auch gekürzt, sehr überspitzt bzw. schwarz-weiß dargestellt.
Zitat von FFBink im Beitrag #1Natürlich freue mich für jeden, der es geschafft hat, seinem (in solchen Fällen doch recht enormen) Übergewicht beizukommen und endlich "normalfigürig" durch's Leben wandern kann. Aber ist der Preis nicht zu hoch? Nie wieder richtig essen zu können- ein Leben lang nur Mini-Portionen und immer die Gefahr, dass das Essen wieder "zurückkommt", sollte man nue ein bissel zuviel gegessen haben ...
In dem speziellen Forum liest man zwar darüber und es ist so, dass einige bestimmte Lebensmittel nach der OP nicht vertragen, aber andere hingegen keine Probleme diesbezüglich haben (die Mehrzahl wohl und in einem Forum schreiben schon eher die, die damit Probleme haben, denn sie suchen ja Rat und Unterstützung).
Was das "normal" essen betrifft: Viele essen ja zu viel, deshalb werden und sind sie ja übergewichtig. Die meisten wollen vermutlich nicht mehr "normal" im Sinne von "Essen wie vor der OP" essen, denn das hat sie ja ursprünglich in diese Situation gebracht.
Nach 1 bis 2 Jahren ist es bei nicht wenigen so, dass sie (fast) wieder so essen können wie davor, weil - je nach OP-Typ - der Magen ja "nur" verkleinert wurde. Der Magen ist aber wiederum ein Muskel, der sich auch wieder ausdehnen kann. So eine OP ist auf jeden Fall kein Selbstläufer.
Und ja, es gibt durchaus auch Komplikationen bei diesen OPs. Ob man das Risiko eingehen will oder nicht, ist eine schwere Entscheidung. Wer sich dazu durchringt, wird diese Lösung daher auch als ultima ratio sehen.
Auch der Weg danach ist kein einfacher, denn wie viele Operierte auch sagen, sie werden nicht am Kopf operiert. Da muss sich denk- und verhaltenstechnisch auch einiges ändern. Ich hab jedenfalls vor jedem Respekt, der diese OP durchführen lässt - sofern diese gut vorbereitet wird.
Dazu gehört das Durchdenken von allen möglichen Vor- und Nachteilen, aber vor allem auch die Durchführung des Multimodalen Konzepts über 6 Monate hinweg (MMK: Voraussetzung für die OP, dazu gehört Ernährungsberatung, regelmäßiger Sport, Führung einen Ernährungtagebuchs, Teilnahme Selbsthilfegruppe etc.). Das ist übrigens Pflicht, es sei denn der BMI ist über 55 meines Wissens nach bzw. wenn aufgrund der Verzögerung sonst irreparable Schäden entstehen würden.
Zitat von FFBink im Beitrag #1Abgesehen von den besagten Videos, in denen natürlich alle voll happy sind und unserer Prominenz (die selbstverständlich gleich das passende Kleingeld für die durch den rasanten Gewichtsverlust notwendigen Hautstraffungs-Op's haben), kennen ich bisher nur 2 Leute, die das haben machen lassen.
Eine oder mehrere Hautstraffungs-OPs erhält man auch als Kassenpatient, sofern die medizinische Indikation vorliegt.
Zitat von FFBink im Beitrag #1Auch frage ich mich, ob jemand weiß, seit wann es überhaupt Magenverkleinerungen gibt? Ich habe versucht im Netz darüber zu recherieren, weil mich einfach die "Langzeiterfahrungen" interessieren würden, aber ich habe dazu absolut nix finden können...
Es gibt einige Methoden an Magen-OPs, daher auch teilweise unterschiedliche Erfahrungen. Angefangen hat es in den 1980ern mit dem Magenband - es gab schon in den 1960/1970ern Versuche, die aber aufgegeben wurden, aufgrund ihrer (teilweise tödlichen) Langzeitfolgen.
Wenn Du unter "Geschichte der Adipositaschirurgie" suchst, wirst Du sicher fündig z.B. hier (kurz) oder da (lang + die verschiedenen OP-Methoden). Oder Du suchst unter "Adipositaschirurgie Langzeiterfahrungen Studien"
Eine Bekannte von mir hatte sich bei einem Gewicht von 105 kg einer Magen-OP unterzogen und hat jetzt - nach rund 40 Kilo Abnahme - Normalgewicht, was sie auch mühelos hält. Allerdings gab es gleich kurz nach der OP Probleme, so daß sie nochmal operiert werden musste. Auch bekam sie 2 x Magenentzündungen und später sogar einen Knoten in der Speiseröhre. Schlussendlich lebt sie jetzt ohne Magen und leidet unter Depressionen. Sie sagte, mit dem Wissen von heute würde sie eine solche OP nicht mehr durchführen lassen.
Neben diesem Forum bin ich auch in einem anderen Abnehm-Forum unterwegs und folge da schon seit Jahren 3 Frauen, die eine Magen-OP hatten. Eine hat inzwischen Normalgewicht und hält dieses auch, die Zweite dümpelt seit 1 Jahr bei über 110 Kilo rum und schafft es nicht, mehr abzunehmen, und die Dritte hatte zunächst ein Magenband, nahm 90 Kilo ab, nahm daraufhin 50 Kilo wieder zu und hatte voriges Jahr im Juni mit 156 kg den Magen-Bypass machen lassen. Über ihr jetziges Gewicht schweigt sie sich aus.
Ich selbst halte von solchen OP's nichts, allerdings habe ich Verständnis dafür, wenn sich jemand aus der Not heraus für eine solche OP entscheidet. Eine Magen-OP bedeutet in meinen Augen die Verstümmelung eines gesunden Organs, zudem muss man sein Leben lang supplementieren und ggf. auf bestimmte Lebensmittel verzichten.
Ich habe zwei Freunde, die durch eine Magen-Bypass OP jetzt wieder auf ein lebenswertes Leben zusteuern, dass ohne die OP (bzw ohne die notwendige Abnahme) in absehbarer Zeit vorbei gewesen wäre. Schlicht und einfach. Also: gute Sache, wenn's sein muss.
Ich selber bin operiert und mir hat es, zwar auf heftigen Umwegen, im Endeffekt das Leben gerettet. Mein Ausgangsgewicht war bei OP nicht soooo hoch (135kg bei Antragstellung, da hatte ich mir aber schon 15kg abgehungert), und eigentlich auch nicht der treibende Faktor. Mein Problem war der Diabetes, den ich vorher jahrelang (!) erfolglos versucht habe einzustellen. Dass das nie geklappt hat, lag mitunter natürlich auch (!) an einer ausgeprägten Essstörung (Binge Eating), aber der wahre Grund hat sich erst nach der OP gezeigt. Ein paar Tage nach der OP im Oktober 2019 fiel ich ins Koma - diabetisches Koma. Das wurde leider nicht sofort als solches erkannt, da mein vermeintlicher Typ 2 Diabetes eben doch keiner war. Ich kämpfte seit Jahren gegen Windmühlen, da ich einen unerkannten Typ 1 hatte. Leider ist in meinem Fall nämlich nichts so, wie es bei Diabetes „normal“ ist. Mein Körper hat keine Antikörper gebildet, die normalerweise den Typ 1 bei Blutuntersuchungen zeigen. Das diabetische Koma ging nicht, wie normalerweise, mit extrem überhöhten Blutzuckerwerten einher und wurde deshalb nicht sofort erkannt. Das nur die Kurzfassung. Jetzt geht es mir besser denn je. Mein Diabetes wird endlich richtig behandelt und ist super eingestellt. Die Folgen des Komas sind fast ausgestanden und endlich kann ich ein normales Leben führen mit „berechenbaren“ Reaktionen meines Körpers. Ich würde die OP immer wieder durchführen lassen! Auch wenn ich nach wie vor bei ca. 100kg rumdümpel. Leider ist es so - der Kopf ist nicht operiert - und die Essstörung schlägt immer noch zu. Dann ist es leider auch so gewesen, dass ich die sogenannte Honeymoon-Phase nach der OP nicht hatte. Durch das Koma und künstliche Ernährung war mein Kaloriendefizit nicht so hoch, wie es hätte sein sollen. Und dadurch, dass ich mich die ersten Monate kaum bewegen konnte, war Sport natürlich nicht drin. Alles in allem ist es nun so, dass ich mich (bedingt durch die Essstörung) mittlerweile in einem normalen Kalorienrahmen bewege und es oft nicht in ein genügendes Defizit schaffe. Aber daran arbeite ich, auch mit Hilfe einer Therapie. Sport fange ich gerade an zu erhöhen (Walking, Hula und Jogging), was mir ganz sicher auf Dauer helfen wird, das Gewicht weiter zu reduzieren.
Mit Unverträglichkeiten habe ich - zum Glück - durch die OP keinerlei Probleme und ich habe nicht das Gefühl, nicht mehr „normal“ essen zu können. Im Gegenteil. Ich habe nach der Operation gelernt, Essen zu genießen. Mich daran zu erfreuen und es zu zelebrieren. Das konnte ich vorher nicht. Jetzt zwingt die Op mich, Maß zu halten. Denn Überfressen ist wirklich SEHR, SEHR unangenehm.
Ich habe das mal abgeschickt, schreibe am Handy und da ist es besonders blöd, wenn was verloren geht.
Also, Zusammenfassung ist, dass der Bypass meine Gesundheit deutlich verbessert hat und auf lange Sicht Lebensqualität gegeben hat, die ich ohne ihn niemals bekommen hätte. Klar, die Erkrankung nachher war unschön und auch lebensbedrohlich (es war SEHR knapp), aber ich hab es geschafft und nun geht es mir viel, viel besser. Ich bin gesünder, aktiver, fitter und schlanker.
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Magenverkleinerung - Was haltet ihr von dem "neuen Trend"?
25.04.2021 11:51 (zuletzt bearbeitet: 25.04.2021 17:05)
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