Hallo, eben bin ich auf eine interessante Reportage gestoßen, es geht um die Frage nach den Ursachen von Adipositas und ob da Abnehmspritzen helfen können. Es wird aber auch deutlich gemacht, dass unsere industrielle Nahrung einfach schlecht ist.
https://www.youtube.com/watch?v=_0SXjeCpCXA
Vielleicht kennt Ihr die Reportage schon? Ich konnte mich da mit meinen Erfahrungen wieder erkennen.
Ich war ja auch jojo-mäßig über viele Jahrzehnte in der Suchtspirale gefangen: es schmeckt und macht wohlige Gefühle, also esse ich mehr, also werde ich dicker, also werde ich frustrierter, also esse ich mehr, weil es mich tröstet und der angenehme Geschmack Endorphine ausschüttet. Willkommen im Teufelskreis!

Ich weiß nicht, ob es schon so einen Thread gibt, hab nix gefunden...

Ich wäre definitiv für eine Zucker- und Fettsteuer. Im Gegenzug sollten Obst und Gemüse billiger werden. Werbeverbote, gerade gegen kinderbezogene Werbung, sollte durchgesetzt werden. Denn in der Kindheit werden oft die Grundlagen dafür gelegt, man nennt es Essprägung/Geschmacksprägung. Da leide ich heute noch drunter.

Ich würde den Tenor des Autors unterstützen: Erstmal massive Prävention, damit es erst gar nicht zu einer dermaßen Adipositas-Epidemie kommt, wie wir sie nun erleben, also weltweit. Dann erst würde ich sagen, sollen die Spritzen gegeben werden, wenn echte Lebensumstellungsversuche nicht fruchten. Adipositas kann ja sehr viele, individuell unterschiedliche Ursachen haben. Als Massenmittel würde ich die Spritzen nicht haben wollen, weil es doch irgendwie das Pferd von hinten aufgezäumt wäre: Erst erlaubt man der Industrie aus kapitalistischen Gründen, Milliarden Menschen in die Adipositas zu ziehen, und dann soll nochmal ein Riesengeschäft damit gemacht werden, das Übel wegzuspritzen! Das ist doch noch perverser, als parallel Werbung für Schokolade und Abnhemshakes zu posten. Und das Gesundheitssystem (aka Beitragszahler) soll dann die Kosten für Adipositas und Folgeerkrankungen zahlen! Sollte da nicht auch das Verursacherprinzip greifen, also die Industrie zur Verantwortung ziehen?

Was denkt Ihr?

Kurzfassung:

Niemand wird gezwungen, en gros Schokolade zu futtern, schnellen Fertigkram usw. .. Sorry, aber die Industrie ist da aus meiner Sicht weniger schuld.

Spätestens seit Corona wird ja immer öfter gern auf die eigene Entscheidungsfreiheit gepocht, auf weniger Zwang von oben usw.

Genau da sollte dann eben auch jeder bezüglich seiner eigenen Ernährung mehr in die Verantwortung gehen, ohne u.a. der „Industrie“ den Schwarzen Peter zuzuschieben. In erster Linie sind Eltern für die vernünftige Ernährung ihres Nachwuchses verantwortlich…. Wenn sie das nicht selbst leisten können, muss unterstützt werden.

Aus meiner Sicht sollte also auf dem Sektor viel mehr in Bildung investiert werden, damit jeder selbst in der Lage ist, sich seriöse Informationen zusammenzusuchen und nicht den ganzen Werbeblödsinn mitmacht.
Zusätzlich Prävention, was die psychische Seite betrifft. Ursachen für chaotisches Essverhalten liegen ja in den meisten Fällen wesentlich tiefer.

Gute Ansätze dazu sehe ich übrigens in den BesseEsser-Sendungen Im ÖR. . Aber die guckt kaum jemand. Lieber noch ne Netflix-Serie oder bissel Verschwörungskram auf YouTube zu der Packung Chips… Ende.

Sebastian Lege ist hier Kult. Und es ist schon teilweise ganz schön eklig, was die Industrie da zusammen bastelt. Die vegane Rügenwalder Teewurst neulich, die war zum Schütteln

ich denke das wird eher noch schlimmer - mit der Teuerung und das immer mehr Menschen Probleme haben ihr Leben finanziell zu stemmen - Gesund essen ist meist teurer als billigen Kram futtern - man schaue die Gemüsepreise ect an
Politisch denke ich sollte dafür Sorge getragen werden, dass in der Schule für mind ein gesundes Essen /Kind gesorgt wird - die Regierungen geben soviel Kohle für irgendwelchen Shice aus, dass das drinnen sein müsste

@Maxipiz: Stimmt natürlich schon, dass niemand gezwungen wird, Schokolade etc. en gros zu essen. Ja, auch ist es richtig, mehr an die Eigenverantwortung zu appellieren.
Aber: Ist es nicht auch oft ein Suchtproblem? In der Evolution war es ja vorteilhaft, viel zu futtern, wenn es mal was gab, weil es immer oft genug auch Hungerstrecken gab. Demnach hat die Anlage zur Esssucht einen Vorteil gebracht, der sich heute in der industriellen Überflussgesellschaft zum Nachteil entwickelt. Alkohol und Nikotin werden ja auch als Suchtstoffe anerkannt. Aber ohne die kann man gut leben, aber Lebensmittel braucht man nun mal.

Ja, ich gebe Dir recht, es fängt schon in der Erziehung an. Zur Belohnung gibt es Schokolade, wenn das Kind ruhig gestellt werden soll, gibt es Schokolade und Fernsehen. Da setzt die Prägung ein. Und gerade in den Bevölkerungsschichten, die man eher als bildungsfern betrachtet, ist Übergewicht am meisten verbreitet...und dieser fett- und zuckerreiche Junkfood ist eben recht billig, also viele ungesunde Kalorien für wenig Geld. Wenn in diesen Familien wenig Geld, Unwissen und vielleicht auch Desinteresse zusammenkommen, sind das prima Vorraussetzungen für Übergewicht. Wenn Kinder so groß werden und es nicht anders kennen, wird es nur sehr schwer sein, diese in ein besseres Fahrwasser zu lotsen.
Da gebe ich der Industrie schon eine Teilschuld, denn sie wissen ganz genau, dass man die Tüte Chips oder die Tafel Schokolade leer essen MUSS, weil es so geil schmeckt. Sie werfen dauernd massenweise neue Produkte auf den Markt, die man dann alle probieren will. Sie wissen, dass Zucker ein Suchtstoff ist, sie wissen, dass das magische Verhältnis von Fett/Kohlehydrate, wie es in Chips zu finden ist (ergänzt durch berauschene Würzungen), süchtig machen kann. Aber sie wollen, gemäß der kapitalistischen Maxime, um alles in der Welt, ihren Profit steigern, koste es was es wolle, und wenn es Menschen kostet. Denn sie wissen, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht so heldenhaft ist, und den Versuchungen widerstehen kann.

Eigenverantwortung und Selbstbeherrschung: Das muss ja auch in der Erziehung gelehrt werden. Aber ein Kind, das von seiner Anlage her Süßes will und davon gekostet hat, will dieses Glücksgefühl immer wieder haben und wenn es das nicht bekommt, wird es die Eltern nerven, die sind dann auch genervt und geben nach, dass Ruhe ist. Das Kind kann noch nicht rational entscheiden, es folgt den Befehlen der Hormonen und Neurotransmittern. Und da, wie oben gesehen, die meisten Menschen eine Veranlagung dazu haben, dass das Belohnungssystem immer aktiver wird, je mehr kalorienreiche Nahrung kommt, kommt es eben zu diesem Teufelskreis. Rational zu erkennen, dass man ein Gewichtsproblem hat, ist das eine, aber auf der Gefühlsebene den Absprung zu schaffen, ist etwas ganz anderes.

Seelentröster: Ja, bei vielen Menschen führen psychische Traumata zu Essstörungen. Denen muss natürlich psychotherapeutisch geholfen werden, auch wenn die Ursache oft nicht mehr behoben werden kann, so kann vielleicht aber eine Verarbeitung stattfinden und ein Weg in ein glücklicheres Leben gefunden werden. Das kann dann auch bei Gewichtsproblemen helfen, dass die Betroffenen den Absprung finden. Und Übergewicht führt oft zu Mobbing und seelischem Leid, was wiederum zu Fressanfällen führen kann...

Meine Güte, jetzt hab ich Dich aber zugetextet, sorry...

Ich bin mir sicher, dass es durch ein Verbot von Süßigkeiten kein Stück besser werden würde (hat man mal in der Prohibition probiert ).

Stichwort ist hier schon immer noch die Erziehung. Es herrscht in der ganzen (zumindest westlichen) Welt einfach inzwischen ein hedonistischer Lebensstil, der nicht nur die Ernährung betrifft, sondern alle Lebensbereiche. Alles muss immer gleich, sofort und mühelos sein.
Kinder lernen Impulskontrolle schon nicht mehr von den Eltern und das zieht sich durch ihr ganzes Leben.

Ich glaube, Verbote von Seiten der Regierung sind da viel zu kurz gesprungen. Was man nicht von Grund auf beigebracht kriegt, lernt man später nur schwer.

.. @Käsemäuschen alles gut.

Diese Dinge sind mir durchaus bekannt.
Als Erklärung teilweise ok. Als Rechtfertigung eher kaum.

Ändert aus meiner Sicht wenig an der Verantwortung, die Eltern für ihre Kinder haben (sollten).
Und auch wenig an der Verantwortung, die man für sich selbst übernehmen sollte.

..wie gesagt, Kurzfassung.

Fehlende Bewegung ist ein zusätzlicher Faktor bei den Kindern. Wir haben in den 80er doch auch Limo , Eis und Dosenravioli bekommen. Ok sicher nicht täglich sondern als ab und an zum frisch gekochten Essen, aber ich erinnere mich nicht an grosse Regularien bei Süsskram.

Anders als die Kinder heute waren wir aber jeden Mittag draussen und sind mit dem Fahrrad zur Schule, in Schwimmbad etc. Wenn sich heute überhaupt mal jemand vom Bildschirm wegbewegt ist das ja meistens in Mamis SUV ...

... sorry - ausgebrannte Pädagogin am Wochenende

Bei uns im Bezirk ist das Problem bei (teils echt starkem) kindlichem Übergewicht weniger der Bewegungsmangel (die entsprechenden Kinder sind zumindest im Grundschulalter noch viel draußen, wo sich auch die übergewichtigen Kinder noch automatisch bewegen, und die werden auch nicht überall hingekarrt) als der eher niedrige Bildungsstand vieler Eltern, der mit einem Überangebot an Süßem und Fettigen und süßen Getränken einhergeht. Dabei kochen viele Familien sogar frisch und gut, aber es gibt zu viel und zu oft Essen und zu oft zwischendurch eben Süßkram vom Bäcker, Chips und Eistee / Limo. Die Eltern dieser Kinder sind übrigens keineswegs immer selbst übergewichtig.

Übergewicht bei Kindern ist hier erschreckenderweise echt ein Bildungs- bzw. Schichtenproblem. Sicher verstärkt durch die Pandemie, wo zeitweilig eben ein Bewegungsmangel dazukam, den manche Familien besser abfedern konnten als andere. Übergewichtige Kinder aus der oberen Mittelschicht sieht man hier kaum... Bei Teenies / Erwachsenen ist die Schere nicht mehr so deutlich.

Ich fände eine Werbeeinschränkung für Snacks mit leeren Kalorien kombiniert mit deutlich mehr 'Aufklärungsunterricht' in den Schulen in dieser Hinsicht sinnvoll und kein übermäßiges Eingreifen in den Markt und übrigens auch nicht in die Autonomie der Familie. Wenn man sich anschaut, wie stark das Rauchen zurückgegangen ist seit dem Werbeverbot und der vermehrten Aufklärung, ist so etwas tatsächlich wirkungsvoller, als man sich vorher hätte vorstellen können.

Ja, Eltern haben letztlich die Verantwortung, wie bei so vielem anderen. Und viele werden ihr nicht gerecht - wie auch bei so vielem anderen. Aber mir tun die dicken Kinder einfach von Herzen leid - bei starkem kindlichen Übergewicht ist die Chance so gering, das selbst als Erwachsene in den Griff zu bekommen, und die Gesundheitsprobleme sind enorm.

Die Gesellschaft zahlt außerdem für diese Gesundheitsprobleme - wenn man die mit Werbemaßnahmen eventuell um 10% (wirr in den Raum geworfene Zahl ) reduzieren kann, dann ist das schon ein Riesenbatzen Geld.

Dann frag ich mal ganz konkret hier, denn das Thema betrifft uns ja weitgehend und nicht nur „diese anderen“…

Wen von Euch würde denn eine Zucker-bzw. Fettsteuer oder ein entspr. Werbeverbot soweit beeindrucken, dass in seiner Familie weniger davon konsumiert wird?

Zitat von Maxipiz im Beitrag #10

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Dann frag ich mal ganz konkret hier, denn das Thema betrifft uns ja weitgehend und nicht nur „diese anderen“…

Wen von Euch würde denn eine Zucker-bzw. Fettsteuer oder ein entspr. Werbeverbot soweit beeindrucken, dass in seiner Familie weniger davon konsumiert wird?

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Ich glaube, das so ein Werbeverbot / eine Werbeeinschränkung speziell Menschen hilft, die wenig reflektiert sind. Ich muss gestehen, dazu zähle ich mich nicht...wie Ihr Euch sicherlich auch nicht.

Aber meine Kinder wären das z.B. schon - die kommen halt, da wir Fernsehen etc. eh regulieren, weniger mit Werbung in Kontakt als viele andere. Sind aber eben auch bislang alles andere als übergewichtig, denn ich reguliere ihren Konsum ja (der weit von 'zuckerfrei' entfernt ist). Aber das schaffen eben viele Familien nicht, egal, was man davon hält.

Und, wie gesagt: Beim Rauchen hat es doch massive Auswirkungen auf den Niedergang des Konsums gehabt! Das ist doch ein nicht zu negierendes Argument - oder? (Dass jetzt neuerdings das Vapen so auf dem Vormarsch ist, hat u.a. mutmaßlich auch damit zu tun, dass da munter für geworben werden darf und die Gesundheitsrisiken im öffentlichen Diskurs eher runtergespielt werden...)

Was spricht denn, anders gefragt, gegen eine Werbeeinschränkung?

Zitat von Sotti im Beitrag #12

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Was spricht denn, anders gefragt, gegen eine Werbeeinschränkung?

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In England gibt es die Zuckersteuer ja schon einige Jahre. Sie scheint zu wirken. Kann man z.B. hier und in diesem Artikel nachlesen (und auch die Probleme bei der praktischen Umsetzung). Insofern fände ich das schon eine interessante Möglichkeit z.B. auf den Zuckergehalt Einfluss zu nehmen. Damit vermeidet man dann zwar nicht den Konsum allgemein, aber die Höhe des Zuckergehalts.

Daher fände ich das schon eine gute Maßnahme.

Zitat von Sugargypsy im Beitrag #14

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In England gibt es die Zuckersteuer ja schon einige Jahre. Sie scheint zu wirken. Kann man z.B. hier und in diesem Artikel nachlesen (und auch die Probleme bei der praktischen Umsetzung). Insofern fände ich das schon eine interessante Möglichkeit z.B. auf den Zuckergehalt Einfluss zu nehmen. Damit vermeidet man dann zwar nicht den Konsum allgemein, aber die Höhe des Zuckergehalts.

Daher fände ich das schon eine gute Maßnahme.

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